Ich bin Anwalt, die Wahrheit ist mir egal.

[vc_row row_type=“row“ use_row_as_full_screen_section=“no“ type=“full_width“ text_align=“left“ background_animation=“none“ css_animation=““][vc_column][vc_column_text]Als Nebenklagevertreter steht Jens Rabe auf der Seite von Opfern. Der Anwalt verteidigt aber auch Mörder und Vergewaltiger. Interview mit einem Grenzgänger.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

Ich bin Anwalt. Die Wahrheit ist mir egal

[vc_row row_type=“row“ use_row_as_full_screen_section=“no“ type=“full_width“ text_align=“left“ background_animation=“none“ css_animation=““][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“21662″ img_size=“large“ onclick=“link_image“ qode_css_animation=““][vc_column_text]

[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]Herr Rabe, wie beginnen Sie das Gespräch mit einem Mörder?

Oft ruft mich die Polizei an, ich fahre zur Wache, werde in ein Vernehmungszimmer geführt, und da sitzt die Person, allein. Die Tat ist manchmal nur ein paar Stunden her. Ich stelle mich vor, komme aber meist nicht weit, weil viele Mandanten gleich losreden. Manche quellen förmlich über.

 

Wie kommt das?

Sie sind unheimlich aufgeregt und wollen erfahren, was jetzt passiert. Sie wissen, dass alle gegen sie sind und dass nur der Anwalt ihnen helfen kann.

 

Fragen Sie gleich zu Beginn: Waren Sie es?

Nein, wenn sich die U-Haft ohnehin nicht vermeiden lässt, gibt es keinen Zeitdruck mehr. Die Gesprächssituation auf der Polizeiwache ist auch eher schwierig. Da warten Beamte vor der Tür. Wir reden sehr leise, 20 Minuten, maximal eine Stunde. Die Frage „Waren Sie es?“ kommt erst später. Bei manchen Anwälten sogar nie. Die bitten ihre Mandanten: Sagen Sie mir nichts.

 

Warum?

Erstens, weil sie glauben, dass es sie hemmen könnte, wenn sie zu viel wissen. Verteidige ich jemanden genauso engagiert, wenn ich weiß, er war’s? Ich kann für mich sagen: Ja. Aber das ist nicht bei jedem so.

 

Und zweitens?

Ich darf als Verteidiger keine Zeugen benennen, von denen ich weiß, dass sie lügen. Angenommen mein Mandant sagt, er war’s, aber seine Frau würde ihm ein Alibi geben. Dann darf ich diese Frau nicht mehr als Zeugin benennen, weil ich weiß, dass sie lügen würde. Kenne ich die Wahrheit nicht, dann habe ich damit kein Problem.

 

Warum wollen Sie sie trotzdem wissen?

Ich glaube, dass ich mich sonst vieler Verteidigungsmöglichkeiten berauben würde. Nehmen Sie den Fall eines Mannes, der seine Frau im Streit erwürgt. Bei so einem Tötungsdelikt liegt der Mordvorwurf und damit die lebenslange Strafe nahe. Nur wenn ich frage, was genau passiert ist, kann ich beurteilen, ob man die Tat auch als Totschlag im Affekt sehen könnte. Und nur wenn ich den Täter reden höre, kann ich einschätzen, ob es gut wäre, ihn bei der Polizei oder beim Richter aussagen zu lassen.

 

Und, lassen Sie Ihre Mandanten oft aussagen?

Bei Tötungsdelikten meist nicht, zumindest nicht am Anfang. Da ist das Risiko zu groß, dass der Mandant unkontrolliert irgendetwas erzählt, das die Verteidigung später erschwert. Außerdem weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht genug über die Ermittlungen.

 

Und wann empfehlen Sie zu sprechen?

Bei Sexualdelikten beispielsweise ist Schweigen nicht immer das Beste. Wenn der Sexualkontakt durch Sperma nachgewiesen werden kann, macht es keinen Sinn, den Sex zu leugnen. Meine Frage an meinen Mandanten ist dann, war es vielleicht einverständlich? Gibt er das an, dann könnte ihm das helfen.

Das raten Sie dann so abgeklärt? Obwohl das Opfer vielleicht tatsächlich vergewaltigt wurde?

Das weiß ich doch zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht. Als Anwalt stehe ich ganz klar aufseiten meines Mandanten, und so handele ich auch.

 

Und wie nähern Sie sich der Frage, ob er es tatsächlich war?

Meistens einfach durch den Satz: Jetzt erzählen Sie mal. Es kommt nicht auf die Worte an, sondern auf das Vertrauen.

 

Und wenn Ihr Mandant das Vertrauen nicht hat?

Irgendwann liegt mir eine Akte vor, mit der Aussage des Opfers oder sogar mit Beweisbildern oder Videos. Wenn mich die Aussage des Opfers überzeugt, dann sage ich meinem Mandanten sehr deutlich: Das sieht nicht gut für Sie aus. Einige bleiben dabei, dass nichts passiert sei. Aber viele räumen dann doch ein, was Sache war.

 

Wie ist das, sich die Tat aus dem Mund des Mörders anzuhören?

Ich bin in diesen Momenten sehr, sehr eng beim Angeklagten, ich versuche, das Opfer da auszublenden.

 

Quelle / Das ganze Interview: https://www.stern.de[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

NSU-Prozess: Beate Zschäpes dünnes Süppchen

[vc_row row_type=“row“ use_row_as_full_screen_section=“no“ type=“full_width“ text_align=“left“ background_animation=“none“ css_animation=““][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“21741″ img_size=“large“ onclick=“custom_link“ img_link_target=“_blank“ qode_css_animation=““ link=“https://www.zvw.de/inhalt.waiblingen-muenchen-nsu-prozess-beate-zschaepes-duennes-sueppchen.2a36444a-c1fc-4740-99de-02a4473a8867.html“][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]Der Waiblinger Anwalt Jens Rabe mit seiner Mandantin Semiya Simsek, Tochter des im Jahr 2000 ermordeten Enver Simsek.

 

Waiblingen/München. Dieses dünne Süppchen, zusammengerührt aus pauschalem Abstreiten und gefühliger Effekthascherei, ist die Aufregung nicht wert, die da im Vorfeld köchelte. Der Waiblinger Anwalt Jens Rabe, Nebenklagevertreter der Familie Simsek, ordnet Beate Zschäpes Aussage im Münchner NSU-Prozess ein.

 

Ich war’s nicht, es waren die andern – Herr Rabe, so etwa lässt sich Beate Zschäpes gestern via Anwalt verlesene Einlassung zusammenfassen. Sie ist da bloß reingeraten aus Liebe, eigentlich wusste sie von nichts – und das, wo sie fast vierzehn Jahre lang, von Februar 1998 bis November 2011, mit Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos im Untergrund lebte. Was halten Sie davon?

 

Ich hatte mir vorher überlegt: Was wird da kommen? Eine echte Lebensbeichte? Oder eine fundiert bestreitende Einlassung? Es war weder das eine noch das andere, sondern handwerklich ziemlich schlecht gemacht. „Ich war weder an der Vorbereitung noch an der Tatdurchführung beteiligt“, „ich wusste nichts“, „ich weise die Vorwürfe von mir“ – lauter Floskeln.

 

Kann ihr das helfen?

 

Nein. Sie hat nichts Habhaftes gegen das Mosaik der Anklage gesetzt. Einfach nur gebetsmühlenartig zu sagen, ich weise das zurück, hat im Strafprozess einen juristischen Nullwert. Und letztlich hat sie bei allem Abstreiten doch Indizien geliefert, die als Bausteine ihrer Verurteilung dienen werden: Sie gibt zu, von den Banküberfällen gewusst zu haben. Gibt zu, von den Waffen gewusst zu haben. Gibt zu, von den Morden gewusst zu haben, mindestens nachträglich, auch wenn sie diese Taten angeblich nicht gutgeheißen haben will. Sie hat ihre letzte Wohnung in die Luft gesprengt, um Spuren zu verwischen. Sie verteilte Bekenner-CDs, oder besser: Propaganda-CDs. Es gab hunderte von Exit-Möglichkeiten, und sie hat keine genutzt.

 

Wie hat sie sich rauszureden versucht, warum sie nie ausgestiegen ist?

 

Sie hat versucht, sich als die Zerrissene zu inszenieren, zerrissen zwischen einerseits ihrer Liebe zu Uwe Böhnhardt und andererseits dem angeblichen Entsetzen über die Taten: Sie will die Zerrissene gewesen sein, die gerne ausgestiegen wäre, aber nicht konnte, weil sie gefangen war in ihren Gefühlen, gefangen in ihrer Angst um die Uwes, die gedroht haben sollen, sich umzubringen, falls sie sich der Polizei stelle.

 

Vom ersten NSU-Mord an Enver Simsek im September 2000 in Nürnberg will sie erst danach, im Dezember, erfahren haben – worauf es zum Streit gekommen sei, weil sie die Tat verurteilt habe.

 

Und dann habe es „unschöne Weihnachten“ gegeben: Sie habe von den beiden Uwes keine Geschenke bekommen und Silvester allein feiern müssen – ich dachte: So, das rutscht jetzt also auf diese Mitleidsschiene. Und später will sie aus lauter Verzweiflung die Katzen vernachlässigt und täglich drei Flaschen Sekt getrunken haben – ach, wie bedauernswert. Rein professionell betrachtet fand ich es zu dick aufgetragen und zu leicht durchschaubar; schlecht gemacht. Das wird ihr nicht helfen.

 

Sie können das nüchtern bewerten als Jurist – aber wie wirkt solch eine selbstmitleidige Nummer, die klingt, als wäre Zschäpe nicht Täterin, sondern selber so eine Art bedauernswertes Opfer gewesen, auf Angehörige von Ermordeten?

 

Neben mir saß Kerim Simsek, der Sohn von Enver Simsek: kopfschüttelnd, die ganze Zeit, in einer Mischung aus Frustriertsein, Wütendsein, Enttäuschtsein. Aber er war nicht aufgebracht, eher fassungslos, dass da überhaupt nichts Vernünftiges kommt.

 

Sie hat sich immerhin als „moralisch“ schuldig bekannt, weil sie die Taten nicht verhindert habe, und sich – in recht dürren Worten – bei den Opferangehörigen entschuldigt. Glaubwürdig?

 

In der Tat, in dürren Worten: „Ich entschuldige mich aufrichtig bei allen Opfern und allen Angehörigen der Opfer der von Mundlos und Böhnhardt begangenen Straftaten.“ Das ist karges Bürokratendeutsch, die denkbar magerste Entschuldigung …

 

… und wälzt en passant alle Verantwortung auf die beiden toten Terroristen ab.

 

Es ist zu offensichtlich, dass das rein taktisch motiviert war. Zumal im nächsten Satz ihr Verteidiger erklärte, dass Fragen der Nebenklage nicht beantwortet werden.

 

Was ja nichts anderes heißt als: Um die Erkenntnis-Interessen der Opfer-Angehörigen, bei denen wir uns grade eben „aufrichtig“ entschuldigt haben, kümmern wir uns einen feuchten Kehricht.

 

Dazu ein sprechendes Detail. Die Verteidigung verteilte morgens eine schriftliche Version der Einlassung zum Mitlesen: an den Senat; an die Bundesanwaltschaft; und an die Anwälte der anderen Angeklagten. Die Nebenklage bekam kein Stück Papier.

 

Zusammengefasst: Die Aussage war nicht nur von den Fakten her ausgesprochen dürftig, sondern auch emotional nicht stimmig.

 

Und auch gar nicht wirklich bemüht, emotional glaubwürdig zu sein; nicht von Reflektiertheit, was das Geschehene betrifft, getragen. Besonders augenfällig wurde das, als Zschäpe von ihrem einsamen Silvester Ende 2000 berichten ließ. Hat sie sich eigentlich jemals Gedanken darüber gemacht, was für ein Silvesterfest wohl die Familie Simsek feierte, die drei Monate zuvor den Ehemann und Vater verloren hatte?

 

Und das hat Sie nicht empört?

 

Es war eigentlich kläglich und deshalb auch nicht so ein Aufreger, dass man an die Decke geht. Es war einfach zu schwach.

 

Enver Simseks Tochter Semiya, die so etwas wie Gesicht und Stimme der Opferangehörigen wurde, 2012 beim staatlichen Gedenkakt eine bewegende Rede hielt und in einem Buch, das jetzt für die ARD verfilmt wird, ihre Geschichte erzählte – sie war gestern nicht im Saal.

 

Sie wollte nicht kommen, sie wollte dieser Aussage von vorneherein keine hohe Wichtigkeit beimessen und sich nicht zum Spielball großer Hoffnungen oder tiefer Enttäuschung machen. Sie lebt mittlerweile in der Türkei, ist glücklich verheiratet, Mutter und berufstätig, sehr eingespannt in Arbeit und Familie. Sie nimmt in der Türkei an Podiumsdiskussionen zum NSU teil, sie bleibt an dem Thema interessiert – aber sie hat ihren Weg in die Zukunft eingeschlagen.

 

Wie geht es nun weiter im Prozess?

 

Im Großen und Ganzen so, wie geplant. Der Senat wird Zschäpes Einlassungen ganz nüchtern analysieren und Widersprüche zu bisherigen Zeugenaussagen durch weitere Vernehmungen aufklären. Aber das wird den Prozessverlauf nicht wesentlich verändern. So habhaft war das nicht.

 

Und wie wird das Verfahren enden?

 

Ich bin vor Zschäpes Aussage davon ausgegangen, dass sie wegen Mittäterschaft zu lebenslanger Haft verurteilt wird, und davon gehe ich weiter aus.

 

Quelle / Das ganze Interview: www.zvw.de[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

Jens Rabe vertritt jetzt Michael Buback

[vc_row row_type=“row“ use_row_as_full_screen_section=“no“ type=“full_width“ text_align=“left“ background_animation=“none“ css_animation=““][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“21740″ img_size=“large“ onclick=“custom_link“ img_link_target=“_blank“ qode_css_animation=““ link=“http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.waiblinger-anwalt-jens-rabe-vertritt-jetzt-michael-buback.e01753dd-d3ec-400c-b554-91700c47f6cd.html“][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]Im Prozess um den Mord an Siegfried Buback hat dessen Sohn den Anwalt gewechselt.

 

Der Waiblinger Anwalt Jens Rabe war bereits in mehrere spektakuläre Fälle involviert. Zuletzt vertrat er Familien der Opfer des Amokläufers von Winnenden und Wendlingen.

 

Stuttgart/Baden-Baden – Der Waiblinger Rechtsanwalt Jens Rabe ist der neue Nebenklagevertreter von Michael Buback im Prozess gegen Verena Becker. Der Jurst bestätigte am Freitag einen entsprechenden SWR-Bericht. Der 35-Jährige hatte zuletzt fünf Opferfamilien nach dem Amoklauf von Winnenden als Nebenkläger vertreten. Bislang wurde Buback von dem Frankfurter Strafverteidiger Ullrich Endres vertreten. Aus Justizkreisen verlautete, Endres habe bereits angekündigt, nicht mehr im Prozess erscheinen zu wollen.

 

Zuletzt war es im Verfahren gegen die frühere RAF-Terroristin Becker mehrfach zu unterschiedlichen Bewertungen zwischen Buback und seinem Anwalt gekommen. Buback hält die Angeklagte für die Todesschützin der Karlsruher Morde. Die Anklage sieht in ihr indes eine Mittäterin, die nicht zwingend auf dem Tatmotorrad gesessen haben muss.

 

Der Prozess vor dem 6. Strafsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart wurde am Freitag mit der Verlesung von Akten fortgesetzt.

 

Quelle / Das ganze Interview: www.stuttgarter-zeitung.de[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]